zweifelturm
Freitag, 23. Januar 2015
out now: "Erben der Erinnerung"

Ich freue mich sehr: Mein neues Buch „Erben der Erinnerung“ ist nun da.

Klappentext:
Philip Meinholds siebzigjährige Mutter äußert überraschend den Wunsch, gemeinsam mit ihren drei Kindern und den älteren der Enkel nach Auschwitz zu fahren. Sie selbst galt nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als »Jüdischer Mischling zweiten Grades«, ihre Verwandten wurden deportiert, dennoch hatte Philip Meinhold sich selbst bis dato stets als Angehöriger des »Tätervolkes« verstanden.

Der Besuch von Auschwitz ist für ihn der Anlass, sich mit seinem eigenen Umgang mit dem Holocaust und der Familienvergangenheit auseinanderzusetzen - und stellt fest, dass jedes Familienmitglied seine ganz eigene Haltung dazu hat.

Dieses Buch ist eine sehr persönliche Erkundung der eigenen Geschichte, des Umgangs mit der NS-Zeit siebzig Jahre danach – und der Frage, was Auschwitz mit jedem von uns zu tun hat. Es erscheint zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 2015.

Pressestimmen:
Philip Meinhold gelingt mit seiner persönlichen Schilderung etwas Erstaunliches: Sein Bericht über diese Familienreise ist ebenso privat wie allgemeingültig.
Norbert Kron / rbb Fernsehen, Kulturmagazin Stilbruch

In jeder Zeile vermeidet dieses stille und präzise Buch jenen "Leerlauf der kreisrunden Phrasen", den die Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger der deutschen Betroffenheitsrhetorik attestiert. Man sollte deshalb unbedingt lesen, was der 44-jährige Philip Meinhold hier derart unprätentiös aufgeschrieben hat.
Marko Martin /  Deutschlandradio Kultur - Sendung Studio 9
 
In seinem bemerkenswerten Text, der Familienrecherche und intellektuelle Reflektion miteinander verzahnt, lotet Meinhold aus, wie auch zukünftige Generationen Zugang zur unfassbaren Geschichte finden können, so dass der Opfern angemessen gedacht werden kann.
WDR 3 / Mosaik - das Kulturmagazin
 
Es ist viel darüber gesprochen worden, wie die Erinnerung an den Holocaust weitergeführt werden sollte. Wie man vom "Erinnerungs-Imperativ", den der Direktor der Gedenkstätten in Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, kritisierte, zu einer neuen, persönlichen Auseinandersetzung kommen kann, die auch die heutige Enkel- und Urenkelgeneration erreicht. Dass das funktionieren kann, dafür ist Philip Meinholds "Erben der Erinnerung" ein beeindruckendes Beispiel.
Jan Ehlert / NDR Kultur
 
Sein Buch ist persönlich, im besten Sinn nüchtern und zugleich formbewusst. Und es ist am Ende weit mehr als eine vordergründige Erkundung und Recherche der eigenen Familiengeschichte, mehr als der Versuch einer Rekonstruktion der Lebenswege und Schicksale der nach Auschwitz deportierten Vorfahren. Es ist auch eine Reflexion über die Gründe für das Schweigen und das Sprechen von Opfern und Tätern und eine Erörterung über die Schwierigkeiten eines angemessenen Gedenkens in der Gegenwart.
Thomas Blum / neues deutschland
 
Philip Meinhold stellt bei seiner Erkundung fest, dass sich einige seiner Verwandten selbst als Kinder der Täter sehen. Andere betrachten sich dagegen als Nachkommen der Opfer. Meinhold gibt intime Einblicke in seine Familie, geht liebevoll mit seinen Verwandten um, wahrt aber die Distanz und bleibt selbstkritisch.
Eva Prase/ Freie Presse Chemnitz

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Freitag, 19. Dezember 2014
Die Akronymisierung des Abendlands

Was die Abkürzungswut über Pegida & Co verrät

„Die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.“ (Victor Klemperer)

Erst Hogesa, dann Pegida, inzwischen auch Dügida in Düsseldorf, Dagida in Darmstadt, Ogida in Ostfriesland sowie unzählige weitere Gruppen, deren klangliche Eintönigkeit nur minimal variiert und unter denen phonetische Abwandlungen wie Kögami (Köln gegen Asylmissbrauch und Islamisierung) oder Lagesa (Ladies gegen Salafisten – Untertitel: Seite an Seite mit unseren Männern) fast schon phantasievoll wirken.

Über die Akronymwut der „Abkü-Nazis“, wie Jutta Ditfurth sie nennt, ist in Medien und sozialen Netzwerken viel gespottet worden. So verwies Deniz Yücel in der taz auf die Multikulti-Supermärkte Özgida und Eurogida, die nicht nur lecker Rinderschinken und getrocknete Feigen in der Auslage hätten, sondern deren Einkaufstüten sich auch prima auf Gegendemonstrationen machen würden, und auf Twitter dürfte inzwischen so ziemlich jeder Pegida-Gegner mit einem eigenen satirischen Kürzel auf Klick-Jagd gegangen sein.

Neu ist dieses Parodieren politisch konnotierter Abkürzungen indes nicht: So haben Hitlers Generäle laut dem Historiker Gordon Craig ihren Vorgesetzten nach der Schlacht von Stalingrad als „Gröfaz“ verspottet – und mit dieser Kurzform von „Größter Feldherr aller Zeiten“ nicht nur den Führer, sondern auch die Vorliebe der Nazis für Abkürzungen karikiert. Denn diese gab es bereits während des Nationalsozialismus zuhauf: BDM, HJ, DAF, KdF oder – dem Pegida-Prinzip entsprechend eine Lautgruppe bildend, die sich als Wort aussprechen lässt – Schuma, Napola, Sipo, Gestapo, eine Liste, die sich noch eine ganze Weile fortsetzen ließe.

Fragt sich nur, welcher Zusammenhang zwischen der Vorliebe für Abkürzungen und totalitärem Denken besteht, denn dass Sprache immer auch etwas über den Sprechenden verrät, ist eine Binsenweisheit: Es gibt das Behördendeutsch, die Sprache der Bürokratie, die sich mit Wortungetümen und Substantivierungen gegen alles Menschliche immunisiert; es gibt die Sprechblasen der Politiker, die reden, ohne etwas zu sagen – oder um es mit dem Schriftsteller Rolf Schneider zu sagen: „Sprache ist die Materie des menschlichen Denkens. Falsches Sprechen bezeugt falsches Denken.“

Bereits Victor Klemperer widmet der „Abbreviaturenmanie“ in seinem Buch LTI, in dem er die Sprache des „Dritten Reichs“ untersucht, ein Kapitel (und dass er für den Buchtitel auf die Kurzform von „Lingua Tertii Imperii“ zurückgreift, ist dabei durchaus Programm). Denn für Klemperer gehört die Abkürzung zu den hervorstechenden Charakteristika der LTI: „Kein vorhergehender Sprachstil macht einen so exorbitanten Gebrauch von dieser Form wie das Hitlerdeutsch. Das moderne Kurzwort stellt sich überall dort ein, wo technisiert und organisiert wird. Und seinem Anspruch auf Totalität gemäß technisiert und organisiert der Nazismus eben alles. Daher die unübersehbare Masse seiner Abbreviaturen.“

Zwar sei die Bildung von Kurzworten seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts aus kaufmännischen und industriellen Gründen überall in Europa in Mode gewesen, „sogleich kommt aber wieder etwas Deutsch-Autochthones ins Spiel. Die stärkste Organisation des kaiserlichen Deutschlands war das Heer. Und in der Heeressprache fanden sich seit dem Ersten Weltkrieg alle Abkürzungsarten und -motive zusammen, die knappe Bezeichnung für das technische Gerät und die Gruppe, das Geheimwort als Schutz nach außen und als Zusammengehörigkeit nach innen.“

Die Abkürzung als Code also, der dem Teilnehmer das wohlige Gefühl gibt, eingeweiht und damit Teil einer verschworenen Gemeinschaft zu sein. Gleichzeitig dient das Kurzwort der Verschleierung und Verharmlosung des Gemeinten: Ist der Name „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ bereits in seiner vollen Schönheit ein Euphemismus für das plumpe „Ausländer raus!“ bekennender Rechter, so macht es die Verkürzung erst recht zum Diminutiv einer menschenfeindlichen Haltung.

Nichtsdestotrotz darf man die aufrechten Ausländerfeinde von heute natürlich nicht mit den Nazis von damals verwechseln, und der Fairness halber sei auch erwähnt, dass die sozialen Netzwerke mit ihrem Zwang zur Kürze die Schaffung eines knappen, einprägsamen Hashtags forcieren. Dennoch: Dass die wahre Absicht von Pegida und Co und die der Bewegung innewohnende Aggression nur notdürftig kaschiert und im Wortsinne abgeschnitten und unterdrückt wird, tritt bereits in der Form zutage. Wie wohltuend ist da doch ein aufrechtes, altmodisches „Kein Fußbreit den Faschisten.“

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Samstag, 4. Oktober 2014
Das Allerallerwichtigste - Xavier Naidoo im Wortlaut

Gestern sprach Xavier Naidoo in Berlin erst auf einer Versammlung der sogenannten Reichsbürger, anschließend ein paar Meter weiter auf einer Mahnwache für den Frieden. Hier der Wortlaut seiner zweiten Rede (ab 05:30) – rhetorisch irgendwo zwischen Edmund Stoiber und Erich „Ich liebe doch alle Menschen“ Mielke.

Natürlich bin ich es ja gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Erst mal Hallo, schön, dass ihr hier seid. Ich hab auch tatsächlich Angst vor so Veranstaltungen, wo die Leute so viele Kameras zücken und so. Aber ich glaub, ich muss einfach auch hier sein, dass wir dieses Land … dass wir‘s zulassen, dass dieses Land in jeden Krieg zieht. Und wir müssen alles dafür tun, wir müssen alles dafür tun, dass diese Dinge nicht mehr passieren. Wir müssen aber vor allem zusammenkommen. Was mir heute ‘n bisschen im Herz weh getan hat, ist, dass natürlich immer die Grenze gezogen wird: Da sind die da drüben, die wollen dieses Reichsding, dann gibt‘s die – die sind gut, die sind schlecht, darum geht‘s mir nicht. Mir muss es um die Liebe gehen, mir muss es um die Liebe zu dieser Sprache, um die Liebe zu diesen Menschen, diesem Land und die Liebe zu vielen Dingen, die in diesem Land für mich passiert sind, und dafür möcht ich gerne kämpfen, und dafür steh ich auch gerne mit meinem Namen ein und mit meinem Gesicht und mit allem. Wir müssen alle mal ein bisschen genauer hinschauen, einfach genauer hinschauen, jeder kann sich informieren, und wir müssen auf jeden Fall in der Liebe bleiben, das ist das Allerallerwichtigste. Ich liebe die da drüben, ich liebe euch, ich möchte mich vor keinen Karren sperren lassen, ich möchte aber auch, dass es bitte bitte bitte keinen Krieg mehr gibt, an dem Deutschland irgendwie mitwirkt, das müssen wir irgendwie hinkriegen. Das ist alles, was ich zu sagen habe eigentlich. Ich sing euch jetzt auch gerne noch mal einen Song, der mir vor ein paar Jahren aus der Feder gerutscht ist. Den hab ich auch da drüben gesungen. Ich glaub, da müssen wir uns irgendwie alle zusammenkriegen, wir müssen zusammenkommen.

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Kommentare
Contact request Lieber Philip Meinhold
Wie könnte ich Sie per Email erreichen? Ich heiße Omer...
Oliverfunk, vor 5 Jahren
Oh, vielen Dank! Das freut
mich - und ich hoffe, das Buch hält dem...
philipmeinhold, vor 10 Jahren
als spross eines naziclans
hab ich jahrzehntelang meinen schuldkomplex abgearbeitet war 1987 zwei wochen...
wilhelm peter, vor 10 Jahren
Moabit Ich verstehe den Hintergrund
für den Artikel sehr gut. Dennoch bleibt zu behaupten, die...
Mario Murer, vor 10 Jahren
Hach, ja! Schön, war's!
philipmeinhold, vor 10 Jahren
Randnotiz: Der Plus in
der Stromstraße, 2002
Mama, vor 10 Jahren
Ja. Beknackt
ist ja auch, daß in den Townhouses die Wohnungen plötzlich senkrecht statt...
stralau, vor 10 Jahren
ich kenne keinen Investor, der
bereit ist, großzügige Räume im historischen Bestand (etwas Dachräume)...
Kalkspazz, vor 10 Jahren
Können Sie nicht in den
Schrank der Großeltern ziehen? Dann sind die Sachen auch...
philipmeinhold, vor 10 Jahren
Ja! Ja! Ja! Hier in
Frankfurt gibt es ja das neue "Europaviertel", von mir...
andreaffm, vor 10 Jahren
ja es ist auch gutes
übriggeblieben man erkennt an dem posting allzudeutlich dass nicht...
wilhelm peter, vor 11 Jahren
bin 60 und ziehe mir
den schuh an selten so gelacht tolle polemik lsd...
wilhelm peter, vor 11 Jahren
Oh, nein! Das kommt davon,
wenn man aufgehört hat, das Kino-ABC nach Hitchcocks zu...
philipmeinhold, vor 11 Jahren
"Blackmail" "Blackmail" lief am 28.
Juni 2011 im Babylon Mitte mit Live-Orgelbegleitung. Großartig!
donegal68, vor 11 Jahren
unabhängigkeit Hallo Herr Meinhold,
leider beleuchtet auch ihr hier verfasster Artikel die Problematik nicht wirklich....
medionso, vor 12 Jahren
Wir brauchen einen ÖR... ...
aber diesen nicht. Siehe die Beiträge oben. Ich bin überhaupt...
uessen, vor 12 Jahren
Nein... Nein, nein, nein! Mein
persönliches Nutzungsprofil des ÖR ist ziemlich überschaubar: Von selber eigentlich...
Enter, vor 12 Jahren
Alternativen Hallo Herr Meinhold !
Ich kann Abhilfe schaffen, um die Angst vor Tellerrändern (und...
rugay, vor 12 Jahren
Meinen Sie diesen Schönenborn? http://www.politaia.org/internet-und-medien/putin-lasst-gez-schonenborn-auflaufen/
Ich kann GEZ-Steuern mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ihr Beitrag...
Infoliner, vor 12 Jahren
Die Graffiti-Analogie verstehe ich nicht.
Zur "Verbeamtung": Das ist ja ebenfalls eines der Vorurteile...
philipmeinhold, vor 12 Jahren
Betriebsblind. Die Leute regen sich
nicht über die sagenhafte Programmvielfalt eines Qualitätsmediums auf, sondern, über...
Scriptmaster, vor 12 Jahren
Ihre Ausführungen ähneln denen eines
15-Jährigen, der bei seiner "Grafitti-Kunst" erwischt wurde und nun...
bernd23, vor 12 Jahren
Und damit sind die GEZ-Hasser
dann in der Gesellschaft, die zumindest die undifferenzierte Kritik...
philipmeinhold, vor 12 Jahren
derselbe Fehler "Und dafür zahle
ich GEZ!" ist also nicht hilfreich und reichlich abgedroschen? Gleiches...
ThomasL, vor 12 Jahren
ich mach mir die welt
wie sie mir gefällt.. aus pipi langstrumpf,eine serie die ich...
neuheide, vor 12 Jahren

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