zweifelturm
out now: "Erben der Erinnerung"

Ich freue mich sehr: Mein neues Buch „Erben der Erinnerung“ ist nun da.

Klappentext:
Philip Meinholds siebzigjährige Mutter äußert überraschend den Wunsch, gemeinsam mit ihren drei Kindern und den älteren der Enkel nach Auschwitz zu fahren. Sie selbst galt nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als »Jüdischer Mischling zweiten Grades«, ihre Verwandten wurden deportiert, dennoch hatte Philip Meinhold sich selbst bis dato stets als Angehöriger des »Tätervolkes« verstanden.

Der Besuch von Auschwitz ist für ihn der Anlass, sich mit seinem eigenen Umgang mit dem Holocaust und der Familienvergangenheit auseinanderzusetzen - und stellt fest, dass jedes Familienmitglied seine ganz eigene Haltung dazu hat.

Dieses Buch ist eine sehr persönliche Erkundung der eigenen Geschichte, des Umgangs mit der NS-Zeit siebzig Jahre danach – und der Frage, was Auschwitz mit jedem von uns zu tun hat. Es erscheint zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 2015.

Pressestimmen:
Philip Meinhold gelingt mit seiner persönlichen Schilderung etwas Erstaunliches: Sein Bericht über diese Familienreise ist ebenso privat wie allgemeingültig.
Norbert Kron / rbb Fernsehen, Kulturmagazin Stilbruch

In jeder Zeile vermeidet dieses stille und präzise Buch jenen "Leerlauf der kreisrunden Phrasen", den die Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger der deutschen Betroffenheitsrhetorik attestiert. Man sollte deshalb unbedingt lesen, was der 44-jährige Philip Meinhold hier derart unprätentiös aufgeschrieben hat.
Marko Martin /  Deutschlandradio Kultur - Sendung Studio 9
 
In seinem bemerkenswerten Text, der Familienrecherche und intellektuelle Reflektion miteinander verzahnt, lotet Meinhold aus, wie auch zukünftige Generationen Zugang zur unfassbaren Geschichte finden können, so dass der Opfern angemessen gedacht werden kann.
WDR 3 / Mosaik - das Kulturmagazin
 
Es ist viel darüber gesprochen worden, wie die Erinnerung an den Holocaust weitergeführt werden sollte. Wie man vom "Erinnerungs-Imperativ", den der Direktor der Gedenkstätten in Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, kritisierte, zu einer neuen, persönlichen Auseinandersetzung kommen kann, die auch die heutige Enkel- und Urenkelgeneration erreicht. Dass das funktionieren kann, dafür ist Philip Meinholds "Erben der Erinnerung" ein beeindruckendes Beispiel.
Jan Ehlert / NDR Kultur
 
Sein Buch ist persönlich, im besten Sinn nüchtern und zugleich formbewusst. Und es ist am Ende weit mehr als eine vordergründige Erkundung und Recherche der eigenen Familiengeschichte, mehr als der Versuch einer Rekonstruktion der Lebenswege und Schicksale der nach Auschwitz deportierten Vorfahren. Es ist auch eine Reflexion über die Gründe für das Schweigen und das Sprechen von Opfern und Tätern und eine Erörterung über die Schwierigkeiten eines angemessenen Gedenkens in der Gegenwart.
Thomas Blum / neues deutschland
 
Philip Meinhold stellt bei seiner Erkundung fest, dass sich einige seiner Verwandten selbst als Kinder der Täter sehen. Andere betrachten sich dagegen als Nachkommen der Opfer. Meinhold gibt intime Einblicke in seine Familie, geht liebevoll mit seinen Verwandten um, wahrt aber die Distanz und bleibt selbstkritisch.
Eva Prase/ Freie Presse Chemnitz

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Schreibst du noch oder lebst du schon (davon)?

Es ist Donnerstagabend, und ich sitze mit meinem Literaturkreis beisammen, in dem wir eigene Texte besprechen. Wir sind mittlerweile beim Bier angekommen, reden über dies und das – und schließlich über das, was uns alle beschäftigt: Wie es weitergehen soll mit uns und dem Schreiben?

Wir sind zu siebt, alle zwischen Mitte dreißig und vierzig – zu alt, um noch als Nachwuchsautoren zu gelten; zu lange im Geschäft, um vom großen Erfolg träumen zu können. Sicher, wir haben erreicht, wovon andere träumen: Um den Tisch sind acht Romane, zwei Erzählbände und ungezählte Veröffentlichungen in literarischen Zeitschriften und Anthologien versammelt, ein Dutzend Literaturpreise, zwei Dutzend Stipendien. Und doch ist jeder von uns an einem Punkt angelangt, an dem er sein Tun hinterfragt.

L., die zwei Romane in einem großen deutschen Publikumsverlag veröffentlicht hat, erzählt von ihrem letzten Buch: 25.000 Euro habe der Verlag dafür in Werbung gesteckt; es gab Aufsteller in Buchhandlungen und Anzeigen in der ZEIT, aber wenn sie das dicke Minus auf ihrer jährlichen Abrechnung sehe, dann werde ihr jedes Mal anders. Das Minus steht für das, was ihr Buch vom Vorschuss nicht eingespielt hat. Nicht, dass L. das zurückzahlen müsste (das ist das Gute an Vorschüssen), aber L. sagt auch: „Das macht mein Verlag vielleicht noch ein weiteres Buch mit – und was dann?“

F. ist diejenige unter uns, die das größte literarische Renommee besitzt: Sie hat zwei Erzählbände und zuletzt einen Roman in einem angesehenen Verlag publiziert – dazu Lesungen, Preise, Stipendien. Ihr Roman wurde im Feuilleton viel und gut besprochen, aber verkauft hat er sich so schlecht, dass F. uns die Zahl nicht nennen möchte. Eine Scham, die die meisten Schriftsteller kennen. Sie sagt: „Alle haben immer gesagt, dass ich einen Roman schreiben muss. Dass die Leute keine Erzählungen, sondern Romane wollen. Jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Das hat etwas Befreiendes, weil ich jetzt genauso gut wieder Erzählungen schreiben kann. Aber ich frage mich schon, wie das alles funktionieren soll.“

Ich sage: „Wenigstens werden deine Bücher gedruckt. Das ist doch ein Privileg.“ Und J. ergänzt, dass die Rezensionen die Voraussetzung für Lesungen und Stipendien seien. Wer könne schon vom Buchverkauf leben? „Die Frage ist“, sagt F., „ob mir das reicht? Und ich glaube, es reicht mir nicht.“

Auch ich habe zwei Romane veröffentlicht, ein paar Preise und Stipendien bekommen, aber das alles ist nichts, wovon ich auch nur annähernd leben könnte. Mein Geld habe ich immer als Journalist verdient. Nach gut zehn Jahren schriftstellerischer Tätigkeit muss ich mir eingestehen, dass es nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Im Prinzip ist das Schreiben Hobby. Vielleicht kein Hobby wie Skat spielen oder in die Sauna zu gehen, eher wie das Joggen, das jemand als Ausgleich braucht. Aber die Wahrheit ist: Es ist Hobby! Es ist wie bei einer Band, die sich eingesteht, dass es mit den Charts und den Tourneen nichts mehr werden wird, und die beschließt, ein Mal in der Woche im Proberaum für sich selbst zu spielen. Ab und zu ein Auftritt in einer Kneipe vor Freunden.

Es ist spät geworden, vor dem Fenster fährt die S-Bahn vorbei – im Raum die Fragen, die uns beschäftigen: Wie lange muss man durchhalten? Soll man weitermachen? Im Grunde: Wie soll man leben? Aber da wir alle schreibende Jogger sind, bleibt wohl nur, sich vom Traum zu trennen – nicht vom Schreiben an sich.

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Kommentare
Contact request Lieber Philip Meinhold
Wie könnte ich Sie per Email erreichen? Ich heiße Omer...
Oliverfunk, vor 5 Jahren
Oh, vielen Dank! Das freut
mich - und ich hoffe, das Buch hält dem...
philipmeinhold, vor 10 Jahren
als spross eines naziclans
hab ich jahrzehntelang meinen schuldkomplex abgearbeitet war 1987 zwei wochen...
wilhelm peter, vor 10 Jahren
Moabit Ich verstehe den Hintergrund
für den Artikel sehr gut. Dennoch bleibt zu behaupten, die...
Mario Murer, vor 10 Jahren
Hach, ja! Schön, war's!
philipmeinhold, vor 10 Jahren
Randnotiz: Der Plus in
der Stromstraße, 2002
Mama, vor 10 Jahren
Ja. Beknackt
ist ja auch, daß in den Townhouses die Wohnungen plötzlich senkrecht statt...
stralau, vor 10 Jahren
ich kenne keinen Investor, der
bereit ist, großzügige Räume im historischen Bestand (etwas Dachräume)...
Kalkspazz, vor 10 Jahren
Können Sie nicht in den
Schrank der Großeltern ziehen? Dann sind die Sachen auch...
philipmeinhold, vor 10 Jahren
Ja! Ja! Ja! Hier in
Frankfurt gibt es ja das neue "Europaviertel", von mir...
andreaffm, vor 10 Jahren
ja es ist auch gutes
übriggeblieben man erkennt an dem posting allzudeutlich dass nicht...
wilhelm peter, vor 11 Jahren
bin 60 und ziehe mir
den schuh an selten so gelacht tolle polemik lsd...
wilhelm peter, vor 11 Jahren
Oh, nein! Das kommt davon,
wenn man aufgehört hat, das Kino-ABC nach Hitchcocks zu...
philipmeinhold, vor 11 Jahren
"Blackmail" "Blackmail" lief am 28.
Juni 2011 im Babylon Mitte mit Live-Orgelbegleitung. Großartig!
donegal68, vor 11 Jahren
unabhängigkeit Hallo Herr Meinhold,
leider beleuchtet auch ihr hier verfasster Artikel die Problematik nicht wirklich....
medionso, vor 12 Jahren
Wir brauchen einen ÖR... ...
aber diesen nicht. Siehe die Beiträge oben. Ich bin überhaupt...
uessen, vor 12 Jahren
Nein... Nein, nein, nein! Mein
persönliches Nutzungsprofil des ÖR ist ziemlich überschaubar: Von selber eigentlich...
Enter, vor 12 Jahren
Alternativen Hallo Herr Meinhold !
Ich kann Abhilfe schaffen, um die Angst vor Tellerrändern (und...
rugay, vor 12 Jahren
Meinen Sie diesen Schönenborn? http://www.politaia.org/internet-und-medien/putin-lasst-gez-schonenborn-auflaufen/
Ich kann GEZ-Steuern mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ihr Beitrag...
Infoliner, vor 12 Jahren
Die Graffiti-Analogie verstehe ich nicht.
Zur "Verbeamtung": Das ist ja ebenfalls eines der Vorurteile...
philipmeinhold, vor 12 Jahren
Betriebsblind. Die Leute regen sich
nicht über die sagenhafte Programmvielfalt eines Qualitätsmediums auf, sondern, über...
Scriptmaster, vor 12 Jahren
Ihre Ausführungen ähneln denen eines
15-Jährigen, der bei seiner "Grafitti-Kunst" erwischt wurde und nun...
bernd23, vor 12 Jahren
Und damit sind die GEZ-Hasser
dann in der Gesellschaft, die zumindest die undifferenzierte Kritik...
philipmeinhold, vor 12 Jahren
derselbe Fehler "Und dafür zahle
ich GEZ!" ist also nicht hilfreich und reichlich abgedroschen? Gleiches...
ThomasL, vor 12 Jahren
ich mach mir die welt
wie sie mir gefällt.. aus pipi langstrumpf,eine serie die ich...
neuheide, vor 12 Jahren

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